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Wenn eine Depression die Familie mitten ins Mark trifft

Längst ist vielen bewusst, dass eine Depression eine ernsthafte Erkrankung ist. Und auch die Gesellschaft lernt zunehmend, dass nicht nur die Betroffenen selbst leiden, sondern dass die Krankheit auch für Angehörige eine große Belastung darstellt. Wer einem depressiven Menschen helfen will, muss deshalb zunächst lernen, sich selbst zu schützen.

Emotionaler und sozialer Rückzug

Jeder vierte Mensch in Deutschland hat im Familien- oder Freundeskreis mit einer an Depressionen erkrankten Person zu tun, so die Schätzung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Für die Angehörigen ist vor allem der emotionale und soziale Rückzug der Erkrankten belastend: „An Depression erkrankte Menschen verlieren den Antrieb, ihr Interesse und fühlen sich innerlich abgestorben, ohne Verbundenheit mit anderen Menschen oder ihrer Umwelt. Sie ziehen sich zurück und sehen den gesamten Alltag wie durch eine schwarze Brille. All diese krankheitsbedingten Veränderungen haben massive Auswirkungen auf Partnerschaft und familiäre Beziehungen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Prof. Ulrich Hegerl. Aber nicht nur die Symptome der Krankheit belasten die Familie: In einer Umfrage der Stiftung gaben fast drei Viertel der befragten Lebenspartner an, sich für die Erkrankung und Genesung des Betroffenen mitverantwortlich zu fühlen und persönliche Schuld zu empfinden.

Partnerschaften leiden

Experten zufolge scheitert jede zweite Partnerschaft an einer Depression. Auch Kinder beziehen das Verhalten des depressiven Elternteils oft auf sich und übernehmen mehr Verantwortung, als sie eigentlich sollten. Infolgedessen haben Partner und Kinder depressiver Menschen selbst ein stark erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens eine psychische Störung zu entwickeln. Neue Programme für Angehörige depressiver Menschen „Angehörige sind oft die wichtigste Unterstützung für depressiv erkrankte Menschen. Gleichzeitig sind sie aber durch die Dauerbelastung gefährdet, sich zu überfordern und sogar selbst krank zu werden. Daher ist es ganz wichtig zu verstehen: Am besten helfen kann nur, wer auch gut auf sich selbst achtet“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Schramm, leitende Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

Anlaufstellen helfen

Mittlerweile beziehen viele Anlaufstellen explizit Familienmitgliedern von depressiven Menschen mit ein und helfen ihnen dabei, mit ihrer besonderen Belastungssituation umzugehen und ihren Alltag besser zu bewältigen. Das Ziel: Übungen zur Selbstfürsorge. Denn vielen Menschen fällt es ausgesprochen schwer, sich um sich selbst zu kümmern, während es dem Partner schlecht geht.

Goldene Regeln

Deshalb hat auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. „goldene Regeln“ zusammengestellt, die der Familie trotz Depression ein entspanntes Miteinander ermöglichen können. Eine der wichtigsten Regeln lautet, die Depression als Krankheit zu akzeptieren. Ratschläge wie „Du hast doch gar keinen Grund traurig zu sein“ oder „Reiß dich einfach ein bisschen zusammen“, machen die Situation nur schlimmer. Ein Mensch, der keinerlei Freude und Antrieb mehr hat, braucht keine Aufmunterung, sondern professionelle Hilfe. Oftmals braucht es sogar Medikamente, um die Negativspirale zu durchbrechen. Dennoch ist es natürlich wichtig, dass Angehörige dem Betroffenen zu verstehen geben, dass sie für ihn da sind. Aufdrängen sollte man die Hilfe aber nicht – zu viel Fürsorge tut weder dem Erkrankten noch seiner Familie gut. Auch wenn es manchmal schwer fällt: Angehörige sollten nicht die Verantwortung für das Befinden des depressiven Familienmitglieds auf sich nehmen. Holen Sie sich möglichst früh Rat und professionelle Hilfe.

Mehr zum Thema

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