Schielen: Vom Leiden der Betroffenen und was man tun kann

Etwa vier Prozent der Menschen in Deutschland schielen. Bei Erwachsenen liegt die Ursache dafür meist in anderen Erkrankungen wie einem Schlaganfall, einer Fehlfunktion der Schulddrüse oder in einem Unfall. Die meisten Fälle von Schielen beginnen jedoch im Kindesalter. Experten schätzen, dass etwa jedes 25. Kind schielt – damit findet man statistisch in jeder Schulklasse ein Kind, das nicht mit beiden Augen geradeaus gucken kann. Neben organischen Problemen, die eine Fehlsichtigkeit mit sich bringt, leiden Kinder häufig auch unter Hänseleien und einem verminderten Selbstbewusstsein. Deshalb ist es wichtig, möglichst früh eine Seh-Korrektur anzustreben.
Wie entsteht Schielen?
Schielen, fachlich Strabismus genannt, kann verschiedene Ursachen haben: Oft ist es eine erbliche Veranlagung. Falls also ein Elternteil bereits schielt oder als Kind wegen Schielens behandelt wurde, sollte man Kinder bereits im Alter von sechs bis zwölf Monaten augenärztlich untersuchen lassen. Auch Risikofaktoren während der Schwangerschaft oder Geburt können Schielen auslösen. Häufig liegen die Ursachen im Auge selbst, wie angeborene Fehlstellungen eines oder beider Augäpfel, seltener in einseitiger Linsentrübungen, Augenverletzungen oder Tumore. In manchen Fällen entwickelt sich Schielen plötzlich, beispielsweise nach Kinderkrankheiten mit hohem Fieber, nach Unfällen wie einer Gehirnerschütterung oder in psychischen Krisensituationen.
Mehr als ein charmanter Schönheitsfehler Was oft umgangssprachlich als „Silberblick“ bezeichnet wird, geht häufig mit erheblichen Sehbeeinträchtigungen wie Doppeltsehen, verringertem räumlichen Sehen oder Kopfschmerzen einher. Manche Kinder erleiden sogar einen kompletten einseitigen Sehverlust. Wichtig zu wissen: Je jünger das Kind bei Behandlungsbeginn ist, desto größer ist die Erfolgsaussicht. Eine frühzeitige Therapie, bereits bei Babys und Kleinkindern, ist nicht nur effektiver, sondern auch weniger belastend für das Kind.
Auch die Seele leidet „Mindestens genauso gravierend sind jedoch die psychosozialen Folgen“, betont Prof. Dr. Bettina Wabbels von der Universitäts-Augenklinik Bonn. Studien zeigen, dass schielende Menschen häufig als weniger intelligent, sympathisch, attraktiv und fleißig wahrgenommen werden. Das kann zu Benachteiligungen in vielen Lebensbereichen wie Schule, Beruf und Partnerwahl führen, was die Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigt. „Schielen kann sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen Gefühle von Scham, Vermeidungsverhalten, sozialen Rückzug und psychische Belastungen hervorrufen“, erklärt Prof. Wabbels. Besonders im Blickkontakt fühlen sich Betroffene häufig unsicher. „Viele berichten von Schwierigkeiten in der zwischenmenschlichen Kommunikation und davon, als unehrlich oder unaufmerksam wahrgenommen zu werden, weil ihr Blick abzuschweifen scheint“, sagt Wabbels. Manche versuchen, das Schielen durch bestimmte Frisuren, Kopfhaltungen oder den Verzicht auf Blickkontakt zu kaschieren, was aber das zwischenmenschliche Miteinander zusätzlich erschwert.
Das kann man tun Zur Behandlung gehören in der Regel zwei Therapieansätze: Das Kind bekommt eine Brille, um Sehfehler zu korrigieren. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die gezielte Behandlung der Sehschwäche (Amblyopie), bei der das stärkere Auge mit einem Pflaster abgedeckt wird, um das schwächere Auge durch gezieltes Training zu fördern.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit einer Operation, bei der die Augenmuskeln direkt korrigiert werden. Der optimale Zeitpunkt für eine OP liegt bei Kindern zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr. „Kinder können erst ab dem Vorschulalter erkennen, dass ein anderes Kind schielt“, sagt Wabbels. „Das Hänseln beginnt meist im Grundschulalter“, sagt die Augenärztin. Vor Schuleintritt sollte die Fehlstellung idealerweise korrigiert sein.
Tipp: Im Dialog mit einer schielenden Person
Während einer Unterhaltung schaut man seinem Gesprächspartner in der Regel in die Augen. Schielt das Gegenüber, kann das oft als unangenehm empfunden werden – man weiß schlicht und einfach nicht, wohin man gucken soll. Schauen Sie am besten entspannt in das Auge, das sich auf Sie richtet. Falls es unklar ist, welches Auge das ist, schauen Sie auf die Nasenwurzel zwischen den Augen. Dies sorgt für einen natürlichen und respektvollen Blickkontakt und vermeidet Unsicherheiten.
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