Leben mit Migräne
„In Deutschland werden täglich 900.000 Menschentage durch Migräne-Anfälle zerstört“, weiß Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel. Heilen lässt sich Migräne nicht. Jedoch ist Wissen die wichtigste Voraussetzung, um bestmöglich mit der Krankheit zu leben. Wir haben für Sie ein paar wichtige Informationen zusammengestellt.
Die Symptome bei Migräne
Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die durch Attacken mit mittelstarken bis starken, pulsierenden oder pochenden Schmerzen auf einer oder beiden Kopfseiten gekennzeichnet ist. Oft werden die Schmerzen von Übelkeit und Erbrechen sowie einer Überempfindlichkeit der Sinne begleitet. Körperliche Aktivität, Licht, Geräusche oder Gerüche können die Beschwerden verstärken. Bei manchen Betroffenen treten vor einem solchen Anfall Lichterscheinungen (Aura) auf, die unter anderem mit Schwindel, Sprachstörungen oder sogar Bewusstlosigkeit einhergehen können.
Migräne ist die zweithäufigste Ursache für ein Leben mit Behinderung. Bei Frauen unter 50 Jahren steht Migräne dabei auf dem ersten Platz.
Global Burden of Disease Study“ (Globale-Krankheitslast- Studie)
Migräne besteht nicht nur aus den akuten Schmerzen
Migräneschmerzen können enorm belastend sein. Aber auch die Zeit davor und danach sind viele Betroffene massiv beeinträchtigt. Schon etwa drei Tage vor der Schmerzattacke berichten zahlreiche Patienten von bleierner Müdigkeit, Bewusstseinstrübung, Reizbarkeit oder trauriger Herabgestimmtheit. Manchmal werden auch überschäumende Kreativität sowie unerschöpflich scheinende Durchhaltekraft beschrieben. Nicht wenige Menschen haben außerdem Heißhunger nach Süßem oder müssen häufig gähnen. Diese Vorboten werden fälschlicherweise oft als Auslöser interpretiert.
Erbliche Reizverarbeitungsstörung des Gehirns
Das Nervensystem von Menschen mit Migräne steht ständig unter Hochspannung: Das Gehirn nimmt Reize früher auf und verarbeitet diese schneller als bei gesunden Menschen. Wird das Nervensystem von Migränepatienten übermäßig oder plötzlich gereizt, bricht die Energieversorgung in den Nervenzellen zusammen und es werden schmerzauslösende Botenstoffe freigesetzt. Die Veranlagung für Migräne wird vererbt – ob die Krankheit aber tatsächlich auftritt, ist weitestgehend von Umweltfaktoren abhängig. In Deutschland leben rund 18 Millionen Menschen mit Migräne, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Aber Achtung: Es handelt sich bei Migräne keineswegs um eine reine Frauenkrankheit!
Bitte kein „Pill shaming“ bei Migräne
Wer immer wieder mit quälenden Kopfschmerzen zu tun hat, sollte zur Abklärung den Hausarzt oder einen Neurologen aufsuchen. Dieser wird bei Migräne eine wirksame Akutbehandlung verordnen. Häufig kommen sogenannte Triptane zum Einsatz. Das sind Substanzen, die nicht nur gegen die Kopfschmerzen wirken, sondern häufig auch gegen die Begleitsymptome.
Schmerzen verändern den Körper
Die Schmerzklinik Kiel rät, Kopfschmerzen auf keinen Fall einfach hinzunehmen, „denn eine effektive Behandlung der Schmerzen kann dazu beitragen, dass die Häufigkeit und Schwere von Anfällen vermindert werden“. Sogenanntes „Pill shaming“, also die Scham, verordnete Medikamente auch einzunehmen, ist fehl am Platz. „Man nutzt sich und seinem Körper nicht, wenn man Schmerzen aushält. Im Gegenteil: Durch dauernde Schmerzen kommt es zu Veränderungen im Körper, die langfristig zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Körperfunktionen führen können“, so die Schmerzklinik Kiel auf ihrer Website.
Die 10/20-Regel
Da der übermäßige Gebrauch von Schmerzmitteln langfristig zu Kopfschmerzen führen kann, dürfen maximal an zehn Tagen im Monat entsprechende Präparate eingenommen werden. 20 Tage im Monat sollten ohne Schmerzmedikation bleiben. Ein Kopfschmerz- und Medikamente-Tagebuch hilft, den Überblick zu bewahren. Wenn Patienten Gefahr laufen, die sogenannte 10/20-Regel immer wieder zu brechen, oder der Leidensdruck durch die Migräne sehr hoch ist, ist es allerhöchste Zeit mit dem Arzt über eine medikamentöse Migräneprophylaxe zu sprechen.
Mehr Lebensqualität durch Prophylaxe
Migräne begleitet Betroffene ein Leben lang – es gibt Phasen mit mehr und welche mit weniger Attacken. Schmerzintensität,-qualität und -dauer sowie Begleitsymptome können sich immer wieder verändern. Auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, lässt sie sich mit bestimmten Verhaltensmodifikationen positiv beeinflussen. So empfiehlt die Schmerzklinik Kiel, zum Beispiel auf einen regelmäßigen Tagesablauf zu achten und alles zu Schnelle, zu Viele, zu Plötzliche und generell alles Übermäßige zu vermeiden.
Gesunder Lebensstil hilft gegen Migräne
Ein gleichmäßiger Schlaf- und Wachrhythmus (auch am Wochenende!), regelmäßige Mahlzeiten mit komplexen Kohlenhydraten, ausreichend Pausen, regelmäßige Sporteinheiten (z. B. Wandern, Schwimmen, Radfahren) sowie progressiven Entspannungsübungen können maßgeblich dazu beitragen, die Attackenfrequenz sowie ihre Dauer und Stärke zu reduzieren.
Den individuell passenden Wirkstoff finden
Lässt sich die Migräne trotzdem nicht zufriedenstellend kontrollieren, ist eine medikamentöse Prophylaxe sinnvoll. Dafür stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, zum Beispiel Betablocker, Antidepressiva, Mittel gegen Epilepsie, Calcium-Antagonisten, Botulinumtoxin oder CRGPAntikörper.
Durchhaltevermögen ist gefordert!
Jeder Patient spricht unterschiedlich auf diese Substanzen an, sodass Arzt und Patient oft gemeinsam ein bisschen tüfteln müssen, um die individuell beste Prophylaxe zu finden. Dafür braucht es viel Durchhaltevermögen. Schließlich haben die Krankenkassen auch noch ein Wörtchen mitzureden und übernehmen die Kosten für teure Präparate erst, wenn sich kostengünstigere als unverträglich oder wirkungslos herausgestellt haben. Doch die Geduld wird bei vielen Patienten belohnt: Mit der individuell richtigen Prophylaxe lässt sich die Krankheitslast spürbar reduzieren und Lebensqualität gewinnen.
Mehr Infos, eine kostenlose Migräne-App zum Herunterladen und Adressen von Schmerzspezialisten finden Interessierte unter www.schmerzklinik.de
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