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„Irgendwann bekommt jeder Mann Prostatakrebs. Er muss nur alt genug werden.“

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. 40 Prozent aller Männer erkranken im Laufe ihres Lebens an Prostatakrebs, rund 12.000 sterben jedes Jahr daran. Dennoch sagen Experten, dass die Chance, die Begegnung mit dem Prostatakrebs zu überleben, hoch ist.

Früherkennung für optimale Heilungschancen

Als der frühere 340-fache Handballnationalspieler, Olympiasilbermedaillengewinner und Europameister Klaus-Dieter Petersen in der „Bild am Sonntag“ vor einem Jahr über seine Prostatakrebserkrankung sprach und damit ein großes Medienecho auslöste, tat er dies vor allem aus einem Grund: „Ich will den Männern zurufen: Geht zur Vorsorge! Früherkennung ist das A und O. Ich kann es immer wieder nur jedem raten, die Vorsorge-Untersuchungen einzuhalten“, sagte er in dem BamS-Interview.

Hoher PSA-Wert als Indiz für Prostatakrebs

Ein halbes Jahr zuvor war bei dem damals 54-jährigen Kieler bei einer Routine-Untersuchung einer erhöhter PSA-Wert im Blut festgestellt worden. Ein erhöhter PSA-Wert kann ein Anzeichen für Prostatakrebs sein. Nach weiteren Untersuchungen und ärztlichen Beratungen hatte Petersen sich dazu entschlossen, sich die Prostata entfernen zu lassen (Fachbegriff: Prostatektomie). Die OP war gut und erfolgreich verlaufen und nach einem halben Jahr war der zweifache Familienvater wieder fit und konnte auch seinem Job als Nachwuchskoordinator des THW Kiel nachgehen.

40 Prozent aller Männer betroffen

Klaus-Dieter Petersen ist einer von vielen. Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten. Sage und schreibe 40 Prozent aller Männer erkranken im Laufe ihres Lebens an Prostatakrebs. Allerdings sind die meisten Männer älter als der ehemalige Handball-Nationalspieler aus Kiel. „Prostatakrebs ist eine dieser typischen Erkrankungen, die mit dem Alter häufiger auftreten“, sagt der Arzt und studierte Philosoph Dr. Dr. Florian Sturm in seinem lesenswerten Buch „Porsche, Pommes, Prostata“ (Goldmann-Verlag, 13 Euro). Und er zitiert einen seiner Professoren mit dem Satz: „Irgendwann bekommt jeder Mann Prostatakrebs. Er muss nur alt genug werden.“

Heilungschance bei Prostatakrebs ist hoch

Und obwohl jedes Jahr rund 12.000 Männer allein in Deutschland daran sterben, bezeichnet Sturm Prostatakrebs als „einen vergleichsweise gemäßigten Krebs“. Und zwar deshalb, weil er so langsam wächst. „Vier von fünf Männern, die Prostatakrebs haben, sterben – wenn sie eines Tages sterben – gar nicht am Prostatakrebs, sondern an irgendetwas anderem“, so Sturm. Eben weil er die Männer meistens erst in höherem Alter trifft und weil er zweitens so langsam wächst. „Die Chance, die Begegnung mit dem Prostatakrebs zu überleben, ist hoch“, sagt Sturm. Dass trotzdem so viele Männer an Prostatakrebs sterben (siehe oben), liegt einfach daran, dass so viele Männer daran erkranken (40 Prozent).

Verschiedene Therapien

Aufgrund der geringen Aggressivität des Prostatakrebs raten die Urologen der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie davon ab, zur Behandlung von Prostatakrebs gleich zu Skalpell oder Strahlentherapie zu greifen, wie wir bereits in unseren letzten Ausgabe geschrieben haben. Stattdessen empfehlen sie, den Prostatakrebs „aktiv“ zu überwachen. Viel zu häufig werde den Patienten unnötigerweise die Prostata entfernt, kritisieren die Spezialisten aus Heidelberg. Ihnen zufolge stehen das Operationsrisiko und die möglichen Nebenwirkungen einer Strahlentherapie (unter anderem Harninkontinenz und Impotenz) oft in keinem Verhältnis zum Behandlungserfolg. Vor allem Tumore, die wenig aggressiv und gut lokalisierbar seien, seien mit der „aktiven“ Überwachung („Watch & Wait“) sowie einer sogenannten „fokalen Therapie“ gut in den Griff zu bekommen. Darunter sind zielgerichtete Behandlungen wie etwa Ultraschall oder Spannungsimpulse zu verstehen.

Vorsicht vor Fehldiagnosen

Am Anfang von Petersens Prostatakrebstherapie stand der erhöhte PSA-Wert im Blut. Hinter dem Kürzel PSA verbirgt sich ein Enzym, das sich nur in der Prostata befindet beziehungsweise befinden sollte. „Im Blut hat PSA eigentlich nichts zu suchen. Zumindest nicht in größeren Mengen. Wenn es dennoch dort auftaucht, weiß man, dass mit der Prostata was nicht stimmt“, schreibt Männerarzt Sturm. Allerdings muss man dazu wissen, dass ein erhöhter PSA-Wert im Blut durch alles Mögliche verursacht werden kann, etwa durch eine Entzündung der Prostata oder auch der Blase. Sogar wenn gar keine Krankheit vorliegt, kann der PSA-Wert hoch sein, zum Beispiel nach dem Sex oder sogar nach dem Fahrradfahren (der Sattel drückt auf die Prostata). Daher, so Sturm: „Hohes PSA heißt nicht automatisch Prostatakrebs.“ Tatsächlich löst der PSA-Test häufig falschen Alarm aus und führt zu Überdiagnostik und Übertherapie, kritisieren Experten. Studien haben ergeben, dass bei zwei von drei Männern mit einem erhöhten PSA-Wert kein Prostatakrebs vorlag. Es sind also immer zusätzliche Untersuchungen erforderlich. Letztendlich bringt nur eine Gewebeprobe eindeutige Gewissheit, auch darüber, ob der Krebs gutartig oder bösartig ist.

Regelmäßige Untersuchungen auf Prostatakrebs

Prostataexperte Sturm empfiehlt zur Prostatafrüherkennung die „digital-rektale Untersuchung“, und zwar „erst mal ohne PSA“. Sollte dem Arzt dabei etwas auffallen, kann man immer noch den PSA-Test machen. Und wie steht es um die Frage, ob man Prostatakrebs vorbeugen kann, so wie man etwa Lungenkrebs vorbeugen kann, indem man nicht raucht? Die schlechte Nachricht lautet: Da man die Ursachen für ein Prostatakarzinom noch nicht wirklich kennt, gibt es keine einfache Lösung – nicht alt zu werden ist ja eine eher unbefriedigende Antwort. Daher lautet die Empfehlung der Experten auf diese Frage vor allem, dass man einen gesunden Lebensstil pflegen sollte. Und natürlich das Angebot zur Früherkennung wahrnehmen.

www.prostata-hilfe-deutschland.de

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