Schulterprobleme: Ursachen, Diagnose, Therapien
Wenn´s in der Schulter knirscht und knackt, dann muss die Ursache dafür nicht unbedingt Arthrose sein. Experten kennen neun verschiedene Schulterverletzungen und mehr als 30 Schultererkrankungen. Wir stellen Ihnen sechs der häufigsten Beschwerden vor. Jetzt mehr erfahren
Schultereckgelenkssprengung
Den Ostersonntag dieses Jahres wird Felix Groß sicher nicht vergessen. Der Leipziger Rennradprofi stürzte beim Radrennen Paris-Roubaix so schwer, dass er das Rennen aufgeben musste und ein paar Tage später sogar operiert werden musste. Diagnose: Sprengung des Schultereckgelenks. Dabei handelt es sich um eine häufig durch einen Sturz verursachte Verletzung, bei der im schlimmsten Fall sämtliche Bänder reißen und das Schlüsselbein deutlich nach oben hervorsteht. Dies war bei Felix Groß der Fall.
Schultereckgelenksprengung – davon haben Sie lange etwas
Die Schultereckgelenkssprengung ist im Radsport keine Seltenheit. Aber auch im Alltag kann es einen erwischen, am häufigsten dann, wenn das Vorderrad blockiert und man über den Lenker nach vorne auf die Schulter fällt. Nicht immer muss operiert werden; wenn die Bänder nicht komplett gerissen sind, lässt sich mit Physiotherapie und Geduld der Schaden wieder richten. Die Schmerzen sind aber über Wochen vorhanden und werden von teils erheblichen Bewegungseinschränkungen der betroffenen Schulter und des Armes begleitet.
Frozen Shoulder
Die komplette Stilllegung der schmerzenden wie auch der operierten Schulter ist aber keine gute Idee. Denn dann droht die Gefahr der Schultersteife (Fachbegriff „Frozen Shoulder“). Deshalb wird auch bereits am Tag nach einer Schulter-OP mit ersten krankengymnastischen Übungen begonnen. Und diese sollte man in den kommenden Wochen konsequent fortsetzen. Denn eine ausgewachsene Frozen Shoulder ist überaus schmerzhaft und schränkt die Bewegungsmöglichkeiten enorm ein.
Erste Symptome werden meist nicht ernstgenommen
Im Gegensatz zu einer auf einem Unfall beruhenden Verletzung wie der Schultereckgelenksprengung verlaufen die meisten Schäden im Schulterbereich allerdings schleichend. Dazu zählt natürlich die Arthrose. Leider werden die ersten Symptome von den Betroffenen nicht ernst genug genommen und der Gang zum Arzt hinausgeschoben, kritisiert Privatdozent Dr. Bastian Marquaß, leitender Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin an der Gelenk-Klinik-Gundelfingen. Häufig suchen die Betroffenen erst dann medizinischen Rat, wenn bereits Belastungsschmerzen ernsthafte Beschwerden bereiten und der Bewegungsradius der Schulter stark eingeschränkt ist.
Bewegung tut gut
Dabei ließen sich die Beschwerden durch frühe ärztliche Hilfe meist relativ gut in den Griff bekommen: „Eine Arthrose lässt sich zwar nicht vollständig heilen, da verlorene Knorpelmasse unter natürlichen Bedingungen nicht regenerierbar ist“, stellt Dr. Marquaß klar. „Aber bei frühzeitiger Behandlung kann der Verlauf der Erkrankung abgemildert, die Schulter stabilisiert und entzündungsbedingtem Knorpelabbau entgegengewirkt werden.“
Schon lange nachgewiesen ist die positive Wirkung von ausreichender Bewegung auf den Arthrose-Verlauf. „Dies ist für unsere Gelenke sozusagen ein Lebenselixier“, erläutert der Arthrose-Spezialist. Doch längst nicht jeder Sport tut Schulter-Patienten gut.
Nicht jede Sportart ist förderlich
Sportarten, bei denen die Schulter stark belastet wird, sollten vermieden werden. Dazu zählen insbesondere Kontakt- und Wurfsportarten sowie Aktivitäten mit großer Hebelwirkung, etwa Golfen oder Tennisspielen. Tabu sind auch Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr, etwa Inlineskaten oder Mountainbiken. Empfehlenswert sind Walking, Joggen, Radfahren oder etwa Brustschwimmen.
Übung zur Regeneration
Darüber hinaus fördern spezielle Gymnastikübungen die Bildung von Gelenkschmiere in der Schulter – beispielsweise das sogenannte „Armpendel“: Für diese kleine, aber praktische Übung lassen Sie Ihren Arm locker herabhängen. Die Schulter entweder ohne Gewicht oder mit leichtem Gewicht in der Hand locker hin und herschwingen. Dabei kann eine Wasserflasche gute Dienste leisten.
Impingement-Syndrom oder auch Schulterengpass-Syndrom
Das Armpendeln hilft auch bei einer weiteren Schultererkrankung: dem Impingement-Syndrom oder auch Schulterengpass-Syndrom. Hierbei kommt es zu einer Verengung des Kanals zwischen Schulterdach und Oberarmknochen. Diese Verengung führt zu einer äußerst schmerzhaften Entzündung der dort verlaufenden Sehnen (vor allem der Supraspinatussehne) und Schleimbeutel. Durch die permanente Reibung der Sehne kann es sogar zu einem Riss oder Anriss der Supraspinatussehne kommen. Orthopäden neigen bei der Diagnose „Impingement-Syndrom“ häufig zur Operation, bei welcher der Kanal wieder erweitert wird. Der Kanal lässt sich aber durch fleißiges physiotherapeutisches Üben ebenfalls wieder vergrößern. Diese Übungen zielen darauf ab, den Abstand zwischen Oberarmknochen und Schulterdach zu vergrößern.
Schäden an der Rotatorenmanschette
Ebenfalls schleichend machen sich Schäden an der Rotatorenmanschette bemerkbar. Darunter versteht man die Sehnen von vier Muskeln, die vom Schulterblatt zum Oberarmkopf verlaufen und für Drehbewegungen im Schultergelenk sowie für das seitliche Anheben des Armes verantwortlich sind. Zudem stabilisieren sie den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne. Eine Schädigung von Sehnen der Rotatorenmanschette kann entweder im Rahmen einer akuten Verletzung oder durch allmähliche Abnutzung entstehen. Vor allem nach dem 60. Lebensjahr treten Risse der Rotatorenmanschette gehäuft auf. Über die Zeit neigen diese Risse dazu, größer zu werden, was bis zur Komplettruptur der Rotatorenmanschette führen kann.
Symptome einer Rotatorenmanschette
Typische Symptome sind stechende Schmerzen in der Schulter sowie Oberarmschmerzen, die je nach betroffener Sehne besonders bei der Innendrehung, Außendrehung oder bei seitlichem Anheben des Armes auftreten. Liegt ein vollständiger Riss einer oder mehrerer Sehnen vor, kann außerdem eine Kraftlosigkeit bei den beschriebenen Bewegungen auftreten. Auch hier reichen die Therapiemaßnahmen von Krankengymnastik bis zur Operation, bei der die Rotatorenschmanschette genäht wird.
Kalkschulter
Eine weitere Ursache von Schulterschmerzen kann die sogenannte Kalkschulter sein. Genau genommen handelt es sich hierbei um eine Sehnenverkalkung. Die Schmerzen gleichen denen beim Impingement-Syndrom und auch die Bewegungseinschränkungen sind ähnlich. Klarheit können hier nur die Untersuchung beim Orthopäden und bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen, MRT) geben.
Mit Schulterschmerzen ab zum Spezialisten
Es gibt noch zahlreiche weitere Ursachen für Schulterschmerzen, auf die wir hier aus Platzgründen nicht eingehen können. Die Webseite www.schulterinfo.de zählt neun verschiedene Schulterverletzungen und über 30 Schultererkrankungen auf. Daher der dringende Rat: Wer unter Schulterschmerzen leidet, sollte besser heute als morgen einen Spezialisten aufsuchen. Denn je früher die Ursache der Schmerzen gefunden wird, desto größer die Aussichten auf eine Besserung oder Heilung durch eine konservative Therapie.
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